• 24.05.2024
      02:30 Uhr
      artour Das Kulturmagazin des MDR | MDR FERNSEHEN
       

      Themen:

      • 75 Jahre Grundgesetz – aber immer noch keine Verfassung
      • Dokumentarfilm "Hinter guten Türen"
      • Neues Album der Rapperin Haiyti
      • Kulturkalender

      Themen:

      • 75 Jahre Grundgesetz – aber immer noch keine Verfassung
      • Dokumentarfilm "Hinter guten Türen"
      • Neues Album der Rapperin Haiyti
      • Kulturkalender

       

      Stab und Besetzung

      Moderation Yara Hoffmann

      75 Jahre Grundgesetz – aber immer noch keine Verfassung
      Am 23.05.1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet. Aufgeschrieben hatten es die Mitglieder des Parlamentarischen Rates - wir sprechen heute von den Vätern und Müttern des Grundgesetzes, obwohl dieses Gremium "natürlich" eine Männerveranstaltung war - unter den 65 Mitgliedern gab es nur vier Frauen. Es war keine Verfassung, sondern betont wurde der vorläufige Charakter dieses Papiers als Grundgesetz, weil die Millionen Deutschen im Osten, hinter dem Eisernen Vorhang, nicht in dessen Geltungsbereich treten durften.
      Man gab der jungen Bundesrepublik als westdeutschem Teilstaat nur ein Grundgesetz, um die deutsche Teilung nicht zu manifestieren. An der Wiege der Bundesrepublik stand also ein Versprechen: Deutschland wird sich eine Verfassung dann geben, wenn es die Teilung überwunden hat. Am 3.10.1990 war es soweit: Der Tag der Deutschen Einheit wurde begangen, und an dessen Wiege steht seither der Bruch eines Versprechens: Deutschland hat nach wie vor keine Verfassung.
      Warum nicht? Genügte sich Deutschland mit seinem verfassungsmäßigen Provisorium selbst? Hielt man das Vorläufige für so perfekt, dass es zur Dauerlösung werden musste? War das alte Westdeutschland sich seiner selbst so sicher und so sehr von seiner Erfolgsgeschichte überzeugt, dass das einstige Versprechen in Vergessenheit geriet?
      Was denken jene - und es sind Ostdeutsche - die damals vergeblich auf eine gesamtdeutsche Verfassung drangen? Und hat die Furcht, die jetzt um sich greift, dass Verfassungsfeinde, wenn sie an die Macht kämen, den Deutschen ihr Grundgesetz zerstören könnten, etwas mit dem gebrochenen Versprechen von 1990 zu tun?
      "artour" stellt diese Fragen an die Historikerin Kerstin Brückweh, Herausgeberin des Buches "Die Wiederbelebung eines 'Nicht-Ereignisses'", an den damaligen DDR-Außenminister Markus Meckel und an die Rechtswissenschaftlerin Rosemarie Will, die 1989/90 am Runden Tisch vergeblich für eine neue Verfassung stritt.

      Dokumentarfilm "Hinter guten Türen"
      Mit ihrem Dokumentarfilm „Hinter guten Türen“ blickt die Filmemacherin und Schauspielerin Julia Beerhold, geboren 1965, zurück auf ihre traumatische Kindheit. Jahrelang wurden sie und ihr Bruder von den Eltern brutal verprügelt und gedemütigt. Mit erbarmungsloser Kälte erziehen sie ihre Kinder, aber auch mit hohen Ansprüchen an die Ausbildung. Klavier- und Reitunterricht gehören zum guten Ton. Ist dieser Erziehungsstil Teil einer Generationenerfahrung: geprägt vom Krieg und den Erfahrungen des Nationalsozialismus? Sieben Jahre hat Julia Beerhold an ihrem Film gearbeitet und entlarvt die Verdrängungsmechanismen ebenso schonungslos wie die Mechanismen, die sie zum „idealen Missbrauchsopfer“ und aggressiven, „asozialen“ Teenager gemacht haben. Gelungen ist ihr ein schonungsloser Film über Gewalt gegen Kinder– und über die zerstörerische Macht dieses Traumas. Ein wichtiger Film, schmerzlich anzusehen. Am 30.05. kommt er ins Kino.

      Neues Album der Rapperin Haiyti
      Ronja Zschoche aka HAIYTI wurde 1993 in Hamburg geboren. Sie ist die Enkelin des in der DDR bekannten Drehbuchautors und Regisseurs Herrmann Zschoche und der Schauspielerin Jutta Hoffmann. Ohne Abitur begann sie an einer Kunsthochschule Malerei zu studieren. Aber irgendwie zog es sie zur Musik - in die Rapszene. Ihr erstes Album "Havarie" veröffentlichte sie mit 22 im Selbstverlag.
      In wenigen Tagen erscheint ihr 10. Studio-Album. Zwei Songs daraus hat sie bereits ausgekoppelt - einer davon zusammen mit dem Chemnitzer Rapper Trettmann. Mit „Kings sagen King“ veröffentlicht Haiyti zum ersten Mal ein Reggae-Dancehall-Album und geht damit zurück zu ihren musikalischen Wurzeln. Mitte der 2000er, noch als Teenager, verbringt Haiyti viele ihrer Nächte in der Reggae- und Dancehall-Szene Hamburgs. Eine Zeit, die sie musikalisch sehr prägt, noch lange bevor sie ihre erste Rap-EP aufnehmen wird. Seit dem Beginn ihrer Musikkarriere vor zehn Jahren hat Haiyti 9 Studioalben, 6 EPs, und 4 M

      ixtapes rausgebracht. Ein künstlerischer Output, der wohl kaum Vergleiche findet in der deutschen Musikindustrie. Ihre Musik, ihr künstlerischer Weg haben sich immer spielerisch aus dem Moment heraus entwickelt. So auch ihr neues Album, das zufällig entstanden ist, weil sie auf einem ihrer Konzerte den Darmstädter Dancehall-DJ Triplet kennen lernte. Kurz darauf standen sie gemeinsam im Studio.
      Langweilig wird es bei Haiyti nie. Sie ist Verwandlungskünstlerin. Ändert ständig ihren Stil - musikalisch wie ästhetisch. Mal ist sie Gangsta, mal Diva, mal das Mädchen von der Straße. Mal tough, mal freaky, mal verletzlich, mal lost. Von Rap, über Trap, über Pop, über Hyperpop… sie hat schon einiges ausprobiert. Wohl auch ein Grund dafür, dass sie alles selbst in die Hand nimmt. Ohne Label, ohne Management. Auf dem neuen Album nun wieder eine andere Seite der Rapperin, die einfach nur macht, worauf sie Bock hat. "artour" begleitet die 31jährige auf ihrer Tournee-Station in Mannheim - wo sie derzeit mit ihrem 2023er Album "Junky" unterwegs ist. Am 25. Mai spielt sie in Dresden.

      Kulturkalender
      12. Sächsisches Theatertreffen 21. bis 26. Mai in Leipzig
      MDR-Podcast "Unangepasst - Tripperburgen in der DDR" und MDR Doku "Trauma ‚Tripperburg‘ - Gewalt gegen Frauen in der DDR“ - jetzt in der ARD Mediathek und Audiothek
      "Bauhaus und Nationalsozialismus", Bauhaus-Jahresausstellung in Weimar, bis 15.9.

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